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Susi Juvan
Susi Juvan
"Wenn man von Notre Dame kommend auf eine der Brücken tritt, um mit hochgeschlagenem Mantelkragen hinüber ans südliche Seineufer zu streben, kann man an einem regnerischen Novembernachmittag einem recht trüben Paris begegnen: Schemenhaft ragen die Pfeiler der Pond Neuf aus dem träge dahin fließenden Fluss, schattige Wolken ziehen über Wasser und Himmel, dazwischen ein Streifen hellerer Materie und irgendwo ein lila Dunst gebrochenen Lichts. Was sich wie eine reale Begebenheit ausnimmt, ist beschreibende Fiktion, ausgelöst durch Susi Juvans kleines Gemälde "Seinebrücke", das in der Galerie G zu entdecken ist.
Bildanlass der 1950 in Ebersbach geborenen und seit 1972 in Freiburg lebenden Malerin ist immer etwas, das ihren Blick fesselt: eine Fotografie David Goldblatts, ein besonderes Haus, ein Video eines Wiener Musikanten, der einen Eselskopf trägt, oder das Bildnis einer jungen Frau mit Flügelhaube, wie es Rogier van der Weiden um 1435 malte. In einem langwierigen Prozess entstehen durch Auftragen von neben- und übereinandergelagerten durchlässigen Farbflächen von gradueller Tonigkeit und durch mit wenigen Strichen gesetzte Details Gemälde, die nur vage auf ihren Ursprung verweisen, wären da nicht Titel, die zumindest eine Richtung geben. …
Juvans Bild ist kein Porträt, sondern Malerei im ganz ursprünglichen Sinne von Farbe auf Leinwand. Eine eindeutige Negation des Ausgangsbildes zu Gunsten der Aussage: Dies ist ein Bild und nichts anderes. Wobei der benennende Titel gleichzeitig insistiert: Dies ist keine Kopfgeburt, sondern eine Überführung eines Gewesenen in einen malerischen Schwebezustand zwischen Figuration und Abstraktion."
Yvonne Ziegler in: Badische Zeitung, 18. Dezember 2015 (Ausstellungsbesprechung)

 

Aus der Ausstellung





















Fotos: Marc Doradzillo
Fotos: Marc Doradzillo