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Koho Mori-Newton
Koho Mori-Newton "after Iceland, drawing in colour" Zeichnung und Malerei 05.03.-20.04.2017
Koho Mori-Newtons Thema ist die Linie - eine vibrierende, verwaschene, tastende, konzentrierte, die sich in komplexen Entstehungsprozessen zu rhythmischem Linienspiel auswächst. Das Farbspektrum seiner Zeichnungen, zumeist verhalten in schwarzer Tusche und in differenzierter Vielfalt an Schattierungen ausgeführt, hat sich nach einem Stipendium in Island deutlich erweitert. Die rhythmischen Strukturen von Mori-Newtons Arbeiten werden oft von Musikalität mitgetragen.

"Die tanzende Linie lehrt das Sehen
Auf Island besteht seit einigen Jahren die Möglichkeit, mit einem offenen Kabellift 120 Meter hinab in die Magmakammer des Vulkans Thrihnukagigur zu gleiten. Feuerrote, gelbe, orange, violette Felsen - die Reise in die Teile der Erde hat viele Farben. Ob der japanische Künstler Oho Mori-Newton diese Tour während seines Aufenthalts 2014 unternommen hat? Seine Werke, die derzeit in der Freiburger Galerie G zu sehen sind, lösen auf jeden Fall ein, was der Ausstellungstitel "after iceland, drawing in colour" verspricht: Seit seinem Stipendium auf der weltgrößten Vulkaninsel "hat ihn die Farbe".
Für Koho Mori-Newton, der 1951 in Japan geboren wurde, an der Kunstakademie bei Schopfs und Sonderborg studierte und in Tübingen lebt und arbeitet, ist es bereits die vierte Ausstellung in der Galerie G. Das Farbspektrum seiner Zeichnungen hat sich deutlich erweitert, doch ist sich der Künstler im Kern seines Schaffens treu geblieben: Nach wie vor geht es ihm um das Sehen, und er nutzt die vielfältigen Möglichkeiten der Linie, um Wahrnehmungsprozesse erlebbar zu machen.
Eindrucksvoll zeigt sich dies in der Serie "Iceland", in der er sich gewissermaßen selbst kopierte. Der Künstler wiederholte Abschnitte seiner in Acrylfarbe ausgeführten Kompositionen in einem mit unbunter Tusche ausgeführten Bild. Es ist erstaunlich, wie stark sich die Lesart der Bildpaare unterscheidet. Während der Betrachter bei den farbigen Strichformationen automatisch nach einem gegenständlichen Ganzen sucht, provoziert das unbunte Gewirr die Zerlegung in seine Einzelteile.
Der von Mori-Newton intendierte Akt bewusster Wahrnehmung lässt ihn zu verschiedensten Materialien greifen. Die Ausstellung zeigt, wie er mit Bunt- und Bleistiften auf die ungrundierte Leinwand zeichnet, wie er ein über Karton aufgezogenes Papier mit japanischer Wasserfarbe bearbeitet, Acrylfarbe auf Leinwand und Papier aufträgt. Material und Bewegungsenergie versetzt die Linie in Schwingung, sie tanzt, mäandert, schwingt und trudelt, sie reagiert auf und improvisiert über das, was bereits vorhanden ist. Sie lehrt uns das Sehen."
Antje Lechtleiter (Ausstellungsbesprechung Badische Zeitung 15. März 2017)

 

Aus der Ausstellung